@Ritch207
Tja, dann unterhalte Dich mal mit den Unfallforschern zu dem Thema. Oder beschäftige Dich mal mit dem Thema kognitive Leistungstestung. Das wäre die wissenschaftliche Sicht zu dem Thema, die ich im Beitrag 17 zu diesem Thread wiedergegeben habe.
Die emotionale Sicht - bzgl. Auto in keinem Land der Erde so weit verbreitet wie in Deutschland - sieht hingegen so aus:
Je "sportlicher/bonziger" das Auto, umso größer auch die Prahlerei mit Hubraum und insbesondere der Beschleunigung. Deshalb bekommst Du umso mehr Autos ohne Gasannahmeverzögerung, je leistungsstärker sie sind. Warum? Weil viele Leute die sicherheitsrelevanten Aspekte lieber hintenanstellen und die Gasannahmeverzögerung als echtes Manko für Fahrspaß ansehen: es zählt allein der Beschleunigungswert (mich würde mal interessieren, wo jemand mit seiner 600-PS-Schüssel in 4 sec auf 100 km/h beschleunigen will; auf dem dafür gemieteten Nürburgring? Ist schon interessant, wie viele Leute Unmengen von Geld für technische Leistungsmerkmale ausgeben, die sie nur auf dem Papier stehen haben, aber nie austesten können). 200-600 nutzlose und oft bei 250 km/h abgeriegelte PS unter der Haube und damit dann auf hundert Kilometer 3-5 mal so viel Dreck in die Luft blasen wie Otto Normalverbraucher ...
Die Autoindustrie (insbesondere die deutsche) baut letztendlich das Fahrzeug, das der Kunde wünscht. Wenn es um Vernunft, Logik und Weitblick geht, solltest Du Dich nicht an der Autoindustrie orientieren und deren Verhalten / Angebotspalette als Beleg für Deine Argumentation vortragen. Bei der Autoindustrie galt schon immer nur: gebaut wird, was sich verkauft / der Kunde verlangt (damit die Kasse klingelt). Da musste z.B. erst der halbe Wald in den 80igern tot sein, dass man in Europa jene Katalysatoren eingebaut hat, die man schon 20 Jahre zuvor im US-Markt anbot. Oder man entwickelt lieber Schummelsoftware und Praxistests, die mit der Realität so viel zu tun haben, wie der Teufel mit dem Weihwasser.
Ich denke nicht, dass insbesondere die deutsche Autoindustrie mit ihren PS-Monstern den Flottenverbrauch spürbar dadurch senken kann, dass in deren Kleinfahrzeuge (Smart und Mini werden's nicht reißen) eine Gasannahmeverzögerung zu diesem Zweck eingebaut wird. Vielmehr ist es doch so: Bei den leistungsstarken Fahrzeugen lässt man sie nur deshalb und absichtlich weg, damit die Beschleunigungswerte stimmen (der deutsche Automythos lebt davon; und nicht von Spriteffizienz oder zukunftsweisenden Technologien). Und parallel geht man nach Brüssel, um jeden gesetzgeberischen Ansatz von verbrauchsenkenden Maßnahmen im Keim zu ersticken ...
Der 150 PS Peugeot-Fahrer will eben "flott" unterwegs sein (ich bin jetzt nett und nenne es nicht rasen); und das bekommt er dann auch. Ob er damit umgehen kann, ist dem Hersteller egal, wenn er das Fahrzeug verkauft hat. Und bei den alten Fahrern (häufig in Besitz dieser leistungsstarken Karossen) kann man dann 1:1 sehen was es bedeutet, wenn die o.g. Gedenksekunden fehlen: Rück- statt Vorwärtsgang rein und dann ab über den Grünstreifen und Gehweg hinein in's Schaufenster ...